Montag, 30. Juli 2007

Zusammenfassung der Tagesberichte

Freitag, 8. Juni 2007

Berlin – San Sebastinan - Hendaye

Der gestrige letzte Tag zuhause war wohl doch etwas zu stressig. Nach Murphys law hätte zwar noch mehr schief gehen können, aber mir hat schon gereicht was so alles war. Fliege also pünktlich ab und verbringe die Zeit von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr auf dem riesigen Madrider Flughafen. Der Anschlussflug nach San Sebastian vergeht dann im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge weil ich die Zeit verschlafen habe. Die Weiterreise nach Frankreich gestaltet sich auch sehr einfach und mit meinem fraspenglisch komme ich ganz gut durch. Die Übernachtung im Hotel du Gare klappt bestens, die Minute werde ich morgen früh schon schaffen und kann dann ja im Zug weiterschlafen.

Samstag, 9. Juni 2007

Somport - Villanua

Habe von gestern 21:00 Uhr an bestens geschlafen - leider bis 1/2 Stunde nach Abfahrt meines Zuges um 06:05 Uhr. Also zuerst schnell los das Ticket tauschen - neue Abfahrt jetzt 08:38 Uhr, also genug Zeit um in Ruhe zu frühstücken. Allerdings ist die Ankunft erst um 16:00 Uhr am Somportpass, so dass ich dann gleich los muss. Aber ich hatte mir für den 1. Tag eh nur 15 km vorgenommen und die hoffe ich auch jetzt noch zu schaffen. Allerdings tut sich in den Bergen dann der Himmel auf und es schüttet was das Zeug hält, so dass ich in der dortigen Herberge festsitze und überlege zu nächtigen. um 17:30 Uhr wird es aber mit einem Mal wieder schön und ich kann mich auf den Weg machen. Bis nach Villanua hatte ich es mir vorgenommen und auch geschafft. Allerdings war das Laufen nur auf der Straße möglich, da alle Wege unter Wasser standen und sehr glitschig waren. Bis um 21:00 Uhr war ich unterwegs durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft und bis auf 2 Italiener und Silvia, eine Deutsche die ich schon in Frankreich getroffen habe, die aber auf dem Somport übernachtet haben, waren keine Pilger zu sehen. Casa Ambrosio heißt meine erste Schlafstatt auf dem Weg und ich schlafe auch sehr gut.

Sonntag, 10. Juni 2007

Villanua - Jaca

Nach einem kleinen Frühstücksimbiss geht es um 9:20 Uhr wieder auf die Piste. Die Wegeverhältnisse sind auch heute nicht viel besser als gestern, da es die ganze Nacht weiter gewittert hat. In Jaca war heute Fronleichnamsfest. Die ganzen Straßen sind noch voller Blumen.
Auf die Pilgermesse heute Abend freue ich mich schon. Habe heute beim Frühstück ein dt. Ehepaar kennen gelernt. Adele und Michael aus dem süddeutschen Raum sind sehr nett. Da ich aber allein laufen möchte, treffen wir uns nur unterwegs beim Rast machen, werden aber den Abend (Messe und Essen) zusammen verbringen, da wir auch in der gleichen Herberge abgestiegen sind. Mal sehen wann ich das nächste Mal zum eintragen komme, die Gegend wird jetzt etwas einsamer.

Montag, 11. Juni 2007

Jaca - Santa Cilia de jaca

Habe mich nach einem kleinen Frühstück mit meinen Pilgerfreunden um 8:45 Uhr auf den Weg gemacht. Den beiden habe ich eine viertel Stunde Vorsprung gegeben. Nicht dass ich denke sie wieder einzuholen, aber es ist mir momentan doch lieber allein zu laufen. Habe genug mit mir zu tun. Es läuft zwar alles recht gut aber die körperlichen Strapazen sind nicht ohne. Ich schwitze wahnsinnig stark und muss dem entsprechend viel trinken und natürlich auch an Getränken mitschleppen. Die Etappe, die ich mir für heute vorgenommen habe, ist nicht so lang und ich bin schon gegen 13:00 Uhr in der sehr schönen Pilgerherberge und kann dort meine Wäsche waschen. Kurz nach mir kommen dann Lucia und Emilia aus Brasilien. Wir kochen zusammen und fahren ins Kloster San Juan de la Pena. Abends sitzen wir in großer Runde, (3x Deutschland, 2x Brasilien, 2x Italien und 2x Spanien) trinken etwas und reden über Gott und die Welt.

Dienstag, 12. Juni 2007

Santa Cilia de Jaca - Artieda

Der Weg heute war bislang das härteste. Blöd ist, dass es nur die Alternative gibt 10 oder 30 km zu laufen, wobei auf den letzten 20 km kein Wasser mehr zu bekommen ist. Adele, Michael und ich laufen aus dem Grund zusammen und das ist auch gut so. Es war zurückschauend nicht nur hart sondern die Hölle. Wir haben uns immer wieder gegenseitig motiviert denn der Weg schien kein Ende zu nehmen, und dies alles in schattenloser Einöde. Geschafft haben wir es aber, und umso besser hat dann nach der Ankunft die "Clara" geschmeckt, so sagt man hier zu einem Radler. Auf dem Camino frances sind die Herbergen dann doch dichter aufgereiht, so dass man die Tagesturen besser abstecken kann.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Artieda - Undues de Lerda

Der Weg war heute sehr schön, auch wenn die Etappe sehr anstrengend war. Auch heute hatte ich wieder ein kleines Problem mein Wasser einzuteilen, da auf 10 km auch keine Wasserstelle vorhanden war. Dafür habe ich aus den Bergen einen wundervollen Blick auf den Yesa-Stausee gehabt, was mein Verlangen nach Wasser aber nur noch mehr verstärkt hat.
In der Jugendherberge sind wir dann die einzigen Gäste und jeder hat ein 8-Mann-Zimmer für sich allein. Das Abendessen für 8 € besteht aus Salat, einer Lammkeule und Eis. Die Getränke sind auch mit drin und zum Abschluss darf der Cafe con leche nicht fehlen.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Undues de Lerda - Sanguesa

Die Etappe ist heute sehr kurz ausgefallen, da wir ein wenig Kultur und Ruhe genießen wollen. Ich war zwar der letzte in der Herberge, die anderen sind schon um 7:00 Uhr abmarschbereit und wecken mich, die 12 km mache ich mit 3 Scheiben Salami 1/2 trockenen Bocadillo und Wasser aber dann nonstop in 2 Stunden und bin sogar der erste in der von Nonnen betriebenen Herberge, welche die anderen übersehen hatten bzw. auf anderem Weg in die Altstadt von Sanguesa einmarschierten. Wieder machen wir einen nicht pilgergemäßen Abstecher per Taxi zur Burg auf der Franz Xaver geboren wurde und in das bekannte Kloster Leire. Heute Abend ist mal wieder eine Pilgermesse dran, wir können uns sogar entscheiden ob um 19:30 in der Kathedrale oder 20:30 in der Jakobuskirche. Vorher gibt es mit allen 14 Gästen der Herberge aber ein gemeinsames Pasta-Essen.

Freitag, 15. Juni 2007

Sanguesa - Monreal

Heute habe ich knappe 30 km auf dem Plan. Für die erste Etappe bis nach Izco lasse ich mir Zeit. Dort gibt es eine größere Rast und danach geht es auf die Schlussetappe nach Monreal. Ich lasse mir wie gesagt Zeit und bin ca. 1/2 Stunde nach den anderen da. Die Herberge hat 20 Betten und Matratzen für weitere Pilger. Dann gibt es das übliche Programm: Wäsche waschen, duschen, einkaufen. Es gibt Tomatensalat, Brot, Ziegen- und Kuhmilchkäse und Clara. Um 19:00 Uhr gehen wir zur Pilgermesse, die im Pfarrhaus neben der Kirche stattfindet. Danach können wir uns die hübsche Kirche noch anschauen, weil der Kirchenchor zur Probe einzieht. Es ist ein Genuss und Hut ab für diesen kleinen Ort mit so einem Chor. Um 21:30 Uhr bin ich im Bett verschwunden, da es morgen wieder eine 30 km -Etappe wird.

Samstag, 16. Juni 2007

Monreal - Obanos

Das Laufen geht wirklich gut. Ich bin selbst erstaunt, dass ich noch keine Blase habe. Der Weg führt heute an der wunderschönen und beeindruckenden Kirche "Santa Maria de Eunate" vorbei, eine rechteckige Kirche wahrscheinlich von den Templern erbaut. Dieser Ort hat was mystisches. Leider können wir dort nicht übernachten und müssen noch ins 3 km entfernte Obanos wandern. Die Herberge dort ist allerdings auch vom Feinsten, obwohl es ein großer Schlafsaal ist.

Sonntag, 17. Juni 2007

Obanos - Estella

Morgen muss ich glaube ich etwas kürzer treten. Der Weg heute (29km) hatte es wieder in sich. Da es die ganze Nacht geregnet hat, haben sich die Wege wieder in Rinnsaale und Schlitterbahnen verwandelt. Es bedarf schon ungemeiner Konzentration sich nicht in den Matsch zu legen. So einige Male kann ich mich gerade noch so abfangen und weiß zunehmend meine Stöcke zu schätzen. Leider fängt es dann auch noch zu regnen an, bzw. ich gehe durch die Wolken und kann zum ersten Mal meine Regenjacke ausprobieren. Reinfall!!! Ich schwitze unter dem Teil nur noch mehr, werde aber trotzdem bis auf die Knochen nass. Zum Glück ist es nicht zu kalt, so dass es kein großes Problem darstellt. Meine Füße tun heute sehr weh aber das geht allen so. Ich möchte aber morgen etwas kürzer treten und gehe jetzt nachdem ich einige Telefonate erledigt habe um 21:00 Uhr ins Bett. Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass ich im Hellen um 21 Uhr im Bett verschwinde - naja, die Zeiten ändern sich halt. Den geplanten Abstecher nach Pamplona schenke ich mir. Habe zurzeit keine Lust auf Großstadt.

Montag, 18. Juni 2007

Estella - Los Arcos

Der erste Teil der heutigen Etappe (9,5 km) war ein Klacks. Dafür zog sich das zweite Teilstück von Villamayor de Monjardin nach Los Arcos sehr in die Länge. 12,5 km ohne Wasserstelle machen mir nicht mehr so viel aus, allerdings war die Piste (Schotterweg) doch sehr trostlos und nicht gerade eine Wohltat für die geschundenen Füße. Rechts und links gibt es allerdings immer wieder eine Menge zu sehen: Felder, Weinberge, alte Kirchen und Ruinen die für mich nicht zuzuordnen sind. Alles gibt der Gegend aber ein einprägsames Gesicht. Die Weinberge nehmen zu, obwohl wir noch in Navarra sind. Morgen werde ich die Grenze zur Region Rioja überschreiten. Vielleicht merke ich es aber auch wieder nicht, wie beim Übergang von Aragon nach Navarra. Dort war ich so mit dem Setzen meiner Füße beschäftigt, dass es mir nicht auffiel. Einige Freunde und Bekannte haben mich gefragt, warum ich nicht intensiver über Erlebnisse auf dem Weg bericht. Dazu möchte ich nur sagen, dass ich private Dinge (falls es die gibt?) hier nicht veröffentlichen möchte. Was hier steht kann Jeder lesen. Darüber hinaus entscheide ich dann selbst, ob und was ich wem erzähle.

Der Weg als solches ist schön. Nicht übermäßig, es gibt auch triste Stellen. Wenn man mit offenen Augen geht, dann fallen aber unzählige schöne Dinge auf: Greifvögel in den Pyrenäen, ein ewiges Vogelgezwitscher und Schmetterlinge in allen Formen, Farben und Größen in Hülle und Fülle. Nette Leute in den Dörfern, die den Pilgern sehr zugetan sind usw. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die vielen Bekanntschaften mit Menschen aus aller Herren Länder, die fast alle EINS auf diesen Weg gebracht hat.

So genug jetzt für heute. Gott sei Dank habe ich 216 km bei bester Gesundheit (trotz manchmal nicht zu beschreibender Schmerzen in den Füßen) bisher geschafft. Ich möchte natürlich auch noch die restlichen 75% des Weges zurücklegen, denn so richtig zum Nachdenken bin ich bisher noch nicht gekommen. Zu sehr stehen die Strapazen im Vordergrund und das Achtgeben auf den Weg.

Dienstag, 19. Juni 2007

Los Arcos - Viana

Der Pilgergottesdienst gestern Abend in Los Arcos war sehr schön und es gibt diesmal sogar einen Pilgersegen, zu dem alle in den Altarraum treten müssen (können). Anschließend erhält jeder noch ein Bildchen von der Parroquia Santa Maria de Los Arcos und ein Pilgergebet in der jeweiligen Landessprache.

Auf der heutigen Strecke lief wieder alles bestens und ich bin auch nicht mehr so kaputt wie die Tage zuvor, obwohl die Streckenführung immer auf und ab geht. Warum die Spanier ihre Orte nur alle auf Berge bauen? Irgendwie ist es für mich aber schon fast ein Wunder, dass ich alles so gut vertrage. Im Gegensatz zu mir haben "Profiwanderer" Blasen und auch ziemliche Probleme mit den Gelenken, besonders den Knien. Ich will hoffen, dass es auch so bleibt und weiß mich auch in viele Gebete eingeschlossen.

Wir beziehen in Viana eine Unterkunft in der Albuerge, die zur dortigen Pfarrkirche gehört und zwar der Kirche vor deren Tür Cesare Borgia beerdigt wurde. Er ist der Sohn von Papst Alexander VI. und der Inbegriff eines skrupellosen Renaissancefürsten. Das hat man wohl auch damals schon erkannt und ihn nicht in der Kirche beigesetzt.

Am Abend beim Bierchen auf einer schönen Plaza mache ich die nähere Bekanntschaft mit Christian aus S., der heute den 80. Tag unterwegs ist. Er war auch gestern schon in Los Arcos. Er möchte den Jakobsweg gehen um einen vollkommenen Ablass zu erhalten um danach aus der Kirche auszutreten. Auch ansonsten hat er recht "beeindruckende" Ansichten, z.B. seine Umschreibung des „Vater Unser“ oder des „Ave Maria“. Nun, meins ist es nicht aber es macht Spaß zuzuhören worüber andere Leute sich Gedanken machen. Mit einem Mal, während wir so schön sitzen, bricht ein Sandsturm los und zwingt uns den Ort zu verlassen. Ich schleiche mich an den Hauswänden zu unserer Herberge zurück, man weiß ja nie was so alles von oben kommt.

Abends sitzen wir nach dem tollen Abendessen der Hospitalera (die Unterkunft und das Essen gibt es auf Spendenbasis) in fröhlicher Runde und singen. Da es morgen aber schon um 7:15 Uhr Frühstück geben soll verabschiede ich mich dann bald um wenigstens eine kleine Chance zu haben mit den anderen fertig zu sein. Mir fehlt das 30- minütige rekeln im Bett und mit der (Un)Ordnung in meinem Rucksack komme ich auch noch nicht so richtig klar. Ich denk ich gebe es auf und nehme es wie es ist. Irgendwie muffelt auch alles und ich werde morgen in Navarrete erstmal alles durchwaschen, denn da gibt es eine Waschmaschine. Gelassenheit ist gefragt, die ich aber so richtig noch nicht leben kann.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Viana - Navarrete

Gleich nach dem Frühstück geht es so gegen 8:00 Uhr auf den Weg nach Logroño (ca. 120.00 Ew.) der Hauptstadt von La Rioja, nicht ohne uns bei Doña Felisa einen Stempel geholt zu haben. Logroño ist keine besonders schoene Stadt aber das spanische Leben pulsiert hier. Michael und Adele geben noch ein Abschiedsfrühstück aus und danach verabschieden wir uns. Die beiden fahren wieder nach Hause. Die Tage die wir gemeinsam hatten waren sehr schön, vielleicht sieht man sich ja mal wieder.

Auffallend in Logroño die Störche auf den Kirchen. Auf der Kathedrale, der Santa Maria de la Redonda, zähle ich nicht weniger als 10. Durch ein Industrieviertel gehe ich aus der Stadt hinaus zum Pantano de la Grajera, einem Stausee, dem Naherholungszentrum von Logroño. Dort mache ich erstmal ne Pause, trinke ein Radler (Clara) und beobachte eine Kindergartengruppe mit ihren (hübschen) Erzieherinnen. Um 12:00 Uhr mache ich mich aber wieder auf den Weg, da von fern einige bedrohlich wirkende dunkle Wolken aufziehen. Mir macht zwar der Regen nichts aus, da es ja auch schön warm ist, aber beim letzten Regenmarsch habe ich mir mit den nassen am Körper klebenden Klamotten doch beide Oberschenkel wund gescheuert - und obwohl auch hier der Hirschtalg Wunder wirkte habe ich keinen Bock mehr darauf.

Um 14:00 Uhr bin ich dann in Navarrete angekommen. Zwei ältere Französinnen machen hier Dienst als Hospitalera und weisen mir mein Bett zu. Zum Abendbrot gab es heute Thunfischbolognese und Spirellis - gleich geht’s zur Messe - und morgen vielleicht wieder ein kleiner Bericht.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Navarrete - Azofra

Gestern Abend hat es wie aus Eimern geschüttet. Das kann ja morgen wieder was werden. Als dann später erst zwei, dann noch ein dritter Regenbogen - Arcoiris auf span.) am Himmel erscheinen, ist für mich eigentlich alles klar. Es kann, wie auch immer nur ein schoener Tag werden. So ist es dann auch. Ich laufe, nachdem ich eine meiner Rossmann-Fruchtschnitten (muss endlich was von meinem Gepäck reduzieren) und eine Tasse Cafe zu mir genommen habe um 7:30 Uhr los. Erster Stopp nach einer guten Stunde in Ventosa, wo ich noch ein Tässchen Cafe und Agua con gas nachtanke. Da ich geradewegs auf die Bar zusteuere, habe ich beim rausgehen aus dem Ort nicht das Tal der Steinmännchen gesehen. Das ging aber fast allen so, die ich heute danach gefragt habe. Um 11:00 Uhr gibt es wieder eine kleine Brotzeit bestehend aus trocken Brot und Salchichon oder Chorizo. Beides sind span. Salamispezialitäten - was braucht man mehr? Die Kulisse, also die tolle Landschaft gibt es immer gratis dazu. Von weitem kann ich schon Najera, eine alte navarrische Königsresidenz sehen. Es ist ungefähr noch eine Stunde Weg und ich muss mal sehen, wieweit ich dann noch laufen möchte. Um 12:10 Uhr bin ich dann bei der Herberge in Najera angelangt. Sie ist geschlossen, so dass ich keinen Stempel in mein Credenzial del Peregrino bekomme. Dafür lasse ich mich für 1/2 h im Pilgrims-Paradise nieder - sprich auf ner grünen Wiese mit Schatten spendenden Bäumen. Und nur gut, dass ich meine Füße für die kommenden 6 km nach Azofra fit gemacht habe, denn aufs Paradise folgte die Pilger - Hell, nämlich Beton und Asphalt, fast die ganzen 6 km. Auf guten Feld- oder Waldwegen könnte ich ganz sicher noch weiter laufen - aber diese Pilger-Autobahnen- einfach furchtbar. Aber dran vorbei komme ich natürlich nicht, denn bevor man in eine Herberge kommt, muss man natürlich wohl oder übel in den Ort und die sind hier ob Stadt oder Dorf, gnadenlos zugepflastert oder zubetoniert. Es hilft also nichts und es geht durch nach dem Motto " No Pain - no Glory" Ist natürlich nur ein Spasz, denn Schmerzen brauch ich nicht wirklich!!! Auf jeden Fall habe ich um 14:00 Uhr die Herberge in Azofra erreicht und gehe auf ein kühles Getränk noch kurz auf die Plaza des Dorfes. Dort informiert mich Angelika, eine Pilgerbekanntschaft aus Österreich, dass sie in einer kleinen winzigen Herberge eines Deutschen untergekommen ist. Ich schaue sie mir an und bin total begeistert und ziehe sofort um. Habe ein Einzelzimmer mit richtigem großem Bett und schöner harter Matratze. Roland, so heißt der Herbergsvater, stellt mir auch gleich einen Wäschekorb hin um meine Wäsche zu waschen. Um 18:00 Uhr wollen wir uns bei einem Gläschen Wein und Oliven treffen, er will noch ein wenig zum Jakobsweg erzaehlen und Tipps geben. Naja es wurden auf jeden Fall einige Gläser Wein und gegen 20:30 Uhr gehen wir dann erstmal was essen um danach weiter zu trinken und uns einige seiner Musikvideos anzuschauen (Erol Garner usw.-- schoener alter Jazz)

Freitag, 22. Juni 2007

Azofra - Redecilla del camino

Es waren definitiv ein paar Gläschen zuviel gestern, aber als Roland mich um 7:30 Uhr weckt, bin ich topfit. Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück mit Tee und Ei und Toast. Und alles auf Spendenbasis. Jeder gibt was es ihm wert ist. Um 8:45 bin ich bei blauem Himmel aber einer kühlen Brise wieder unterwegs. Das erste Teilstück führt mich heute nach Santo Domingo de la Calzada, dem Ort mit der Legende des berühmten Hühnerwunders, das ich hier verkürzt wiedergebe:

Ein Bursche, der mit seinen Eltern nach Compostela pilgerte, wies anscheinend das Werben einer der Mägde des Gasthofes, in dem er Rast machte, zurück. Aus Rache versteckte diese in seinem Gepäck einen silbernen Becher und klagte ihn des Diebstahl an. Der Richter verurteilte den Unschuldigen zur Todesstrafe durch Erhängen.

Seine Eltern zogen weiter zum Grab des Apostels. Bei ihrer Rückkehr hielten sie vor dem Henkerspfahl an und stellten fest, dass ihr Sohn noch lebte und gesund war. Sogleich benachrichtigten sie den Landrichter, der sich gerade an den Tisch setzen und ein leckeres Gericht, bestehend aus einem Hahn und einem Huhn, verzehren wollte.

Ungläubig rief er aus, dass die Federtiere auf seinem Teller Krähen würden, wenn der Bursche noch lebendig wäre. Und das geschah tatsächlich! "In Santo Domingo de la Calzada krähte das Huhn, nachdem es gebraten war". Seitdem sind zur Erinnerung an jenes Wunder in der Kathedrale ein Hahn und ein Huhn mit weißen Federn zu sehen.

Der Weg nach Santo Domingo war landschaftlich toll. Die Weinberge werden weniger, das Land in der Weite etwas flacher und von einer Bergkette umsäumt. Wunderschöne Felder mit verschiedenen Anbaukulturen und immer wieder dicken Tupfen oder Reihen von Klatschmohn dazwischen, machen die Landschaft zum Hingucker - total schön!!!

In Sto. Domingo gibt es erst mal ein Bocadillo und was kaltes zum trinken, die Kathedrale mit den Hühnern ist schnell angeschaut und ich mache mich wieder auf den Weg. Nicht aber ohne im Hotel Parador - einem span. Spitzenhotel, welches sich im alten Hospiz des Domingo befindet, das direkt neben der Kathedrale steht, einen Cafe con leche getrunken zu haben. Es stört niemanden, dass ich durchgeschwitzt mit meinen Boots und Rucksack und Stöcken da reinmarschiere, So muss das sein!

Letzte Etappe dann über Granon nach Redecilla del Camino. Dort gibt es auch eine kleine Herberge direkt neben der Kirche. Ich will sehen, dass ich etwas neben dem Strom schwimme, die riesigen Hütten meide und damit auch die lauten Leute - auf die ich keinen Bock habe.

Kurz vor Redecilla habe ich übrigens auch La Rioja schon wieder verlassen und bin jetzt in Kastilien/Leon

Samstag, 23. Juni 2007

Redecilla del camino - Villafranca Montes de Oca

Bin heute um 7:30 wieder mal der letzte in der Herberge. Im Ort gibt es leider nichts, wo man frühstücken könnte. Also mache ich mich auf den Weg nachdem ich ein Stückchen trockenes Brot und einen halben Liter Wasser zu mir genommen habe. In 2,5 km gibt es dann ja ein Fernfahrer -Hostal, in dem ich ordentlich essen kann. Weiter geht es über einige kleine mittelalterliche Doerfer nach Villafranca Montes de Oca.

Die Dörfer sind immer noch idyllisch, aber bei weitem nicht mehr so adrett wie im Baskenland. Was dort gebaut wurde ist sagenhaft und sehr hübsch. Heute Morgen war es recht kühl aber meine Jacke hatte ich dann doch schnell wieder aus, da ich darunter noch mehr geschwitzt habe. In Villafranca bin ich um 14:30 Uhr angekommen. Nach dem Duschen, Wäsche waschen und Kaffee trinken ist es jetzt 16:45 Uhr. Viel kann man hier am Ort nicht anfangen. Vielleicht hätte ich nach einer längeren Pause noch weiterlaufen sollen.
Bis Burgos sind es noch 36 km, dort möchte ich mir auf jeden Fall einen Ruhetag gönnen und mir die Stadt so richtig anschauen. Bisher hat mich noch kein Ort so richtig überzeugt oder ich wollte keinen Trubel und bin aus dem Grunde weitergezogen und habe auch noch keine Ruhetage eingelegt - heute laufe ich schon den 16. Tag. Die Pilger in der Herberge sind heute alle neu für mich, einigen bin ich aber unterwegs schon begegnet. Ich bin der einzige Deutsche heute.

Auffallend sind hier in Spanien die vielen Vögel. Storche sieht man en gros und sie fliegen von hier aus auch nicht mehr in den Süden, da sie das ganze Jahr genug zu essen finden.

Sonntag, 24. Juni 2007

Villafranca Montes de Oca - Burgos

Heute war es zum Glück nicht so kalt wie gestern. Bei frischen 15 Grad mache ich mich auf den Weg. Obwohl recht nebelig, sieht man den blauen Himmel schon. Gegenüber der Herberge gleich neben der Kirche geht es den ziemlich steilen Aufstieg in die Oca - Berge. Ich komme wieder ganz schön ins Schwitzen, der Weg ist aber sehr schoen. Es geht zwar anfangs immer wieder auf und ab, aber durch schattige Waldstückchen mit immer wieder tollem Ausblickl. Die rsten sind heute schon vor 4:00 Uhr gestartet. Leider kann man dann immer nicht mehr so gut schlafen bei all dem Geraschel. Bestimmt ist es auch schön in aller Herrgottsfruehe auf dem Weg zu sein. Aber bei mir dauert es immer bis ich so in Gang komme und meine 7-Sachen zusammen habe. Auch sind die Nächte nie so richtig erholsam, da die Schnarcher (zu denen ich ja auch gehöre) einem schon den Nerv töten können. Dazu ist es jeden Abend aufs Neue spannend, wie der Kompromiss mit den größtenteils Südländern um das Fenster ausgeht. Sie hätten es am liebsten immer ganz dunkel und total verrammelt. Naja, wir einigen uns dann meistens.

Nach knapp 10 km habe ich das Kloster San Juan de Ortega erreicht und mache dort eine ausgiebige Pause. Nach einer knappen Stunde geht es dann weiter, es ist nun schon 12:00 Uhr. Die nächsten 7 km gehen nach Atapuerca, dem Ort an dem in Höhlen die ersten Europäer gefunden wurden. Alter ca. 800000 Jahre. Die archäologische Ausstellung spare ich mir und erhole mich ein wenig. Mal sehen wie weit mich die Füße heute noch tragen.
Ich entscheide mich dann doch noch für die ganze Strecke nach Burgos, dort ist heute nämlich der Beginn der Fiesta San Pedro San Pablo, wo wahrscheinlich ein wenig los sein wird in der Stadt.

Es geht auch alles recht gut und weil ich so schön im Laufen bin, nehme ich an einem schlecht ausgeschilderten Autobahnzubringer am Stadtrand auch noch mal ein paar km Umweg mit und komme fix und fertig gegen 18:00 Uhr in der Innenstadt an. Das waren ueber 40 km heute!!! Das erstbeste Hostal (Dreibettzimmer für mich allein für 33 €) ist dann auch meins und ich haue mich erstmal hin, bevor ich die Stadt etwas erkunden werde.

Montag, 25. Juni 2007

Burgos - Rabe de la Calzada

Habe wunderbar bis um 8:00 Uhr geschlafen und das so erholsam wie schon lange nicht mehr. Nach dem guten Frühstück schaue ich mir die Kathedrale an. Vom Inneren bin ich enttäuscht, es ist mehr ein Museum. Fasziniert bin ich wie auch in anderen Kirchen von den Fenstern und - das Äußere ist auch ein totaler Hingucker - wunderschön!!!

Gestern waren es wohl doch einige km zu viel, dazu kamen dann die Wege am Abend in der Stadt. Ich merke das heute an meinen Knochen und an meiner rechten Achillessehne. So richtig will es mit dem Laufen heute nichts werden, das macht mich ein wenig missmutig. Die km aus der Stadt raus sind auch wieder nicht so prickelnd, aber ich bleibe standhaft und nehme keinen Bus - will alles laufen!!! Nach 9 km komme ich in Tardajos an, mache hier eine kurze Rast und überlege schon heute hier Schluss zu machen. Laufe letztendlich aber doch noch 3 km weiter nach Rabe de la Calzadas und gehe dort in eine empfohlene Herberge, die sich im Privathaus von Michele und Felix befindet. Das Haus ist ein einziges Kunstwerk, tolle Atmosphäre und viele Museumsstücke rund um den Jakobsweg - einfach beeindruckend. Ich dusche und lege mich erst mal aufs Ohr bis um 17 Uhr.

Dienstag, 26. Juni 2007

Rabe de la Calzade - Castrojeriz

Es läuft heute wieder etwas besser, die Achillessehne macht mir aber immer noch Probleme. Muss mal sehen wo ich etwas dagegen herbekomme. Der Weg ist wie immer sehr schön. Mittelalterlich wirkende Dörfer in idyllischen Landschaften, dazu Blumen, Vögel und ein z.T. irrer Duft machen das Laufen zu einem Genuss

Mittwoch, 27. Juni 2007

Castrojeriz - Boadilla del Camino

Die letzte Nacht in einer riesigen Schlafhalle in der wir nur zu sechst waren, war nicht so berauschend. Hauptsächlich weil wieder mal Jemand geschnarcht hat das die Wände wackeln - dazu war es sehr kalt. Mit den Ohrstöpseln komme ich auch nicht klar. Wenn ich sie richtig fest reinmache, dann höre ich meinen eigenen Puls und das ist dann auch nicht dem Einschlafen förderlich. Als ich um 7:45 Uhr aufbreche ist es auch noch empfindlich frisch und es geht ein eisiger Wind. Beim Aufstieg auf die Meseta-Ebene (einem riesigen Tafelberg) wird mir aber schnell wieder richtig warm, die Jacke kann ich aber noch nicht ausziehen. Die Landschaft hat sich wieder einmal total verändert - ich bin jetzt in der Tierra de Campo, einem risiegen Landstrich, der sich hervorragend für die Landwirtschaft eignet, in Zeiten der EU-Agrarpolitik aber zunehmend verarmt. Die Herberge kommt mir heute wie ein All-Inclusiv-Hotel vor. Altes Dorf, toll restauriertes altes Haus mit wunderschönem Innenhof und Pool . Da ist es wieder das Pilgrims -Paradise!! Die Fußbäder im eisigen Pool tun meiner Achillessehne übrigens sehr gut. Es wird schon, werden!!!

Donnerstag, 28. Juni 2007

Boadillo del Camino - Carrion de los Condes

Pünktlich um 7:30 Uhr geht es nach einem Kaffee wieder auf die Piste. 6,5 km bis nach Fromista, dort soll es Frühstück geben und ich will mir San Martin anschauen - eine romanische Kirche aus dem 11.Jh. Leider verfranse ich mich an einer Stelle und laufe gute 30 Minuten, u.a. mit Johannes telefonierend in die falsche Richtung, bis mir auffällt, dass ich meinen Schatten nicht vor mir sehe. Da der Camino ja immer in Richtung Westen geht, ist das am Vormittag natürlich ein untrügliches Zeichen. Leider fällt es mir erst auf, nachdem ich schon 3 km gelaufen bin. Also wieder 3 zurück und auf zum Frühstück! Vor 3 Wochen hätte ich ne Krise bekommen - 6 km einfach so für nichts und wieder nichts zu laufen, zumal ich auch noch weitere 27 vor mir habe. Heute denke ich zwar auch - "Mist, noch ne Stunde bevor ich zum geplanten Frühstück komme", erfreue mich aber auch an dem schönen Weg und laufe einfach weiter. Zu ändern ist ja eh nichts und warum sollte ich mich über Dinge aufregen, an denen ich nichts ändern kann.

San Martin ist eine beeindruckende Kirche und es ist immer wieder erstaunlich mit welcher Symbolik mittelalterliche Baumeister gearbeitet haben. Unser heutiges Ziel ist Carrion de los Condes, die Hauptstadt der Tierra de Campos und wir beziehen die Herberge der Pfarrei Santa Maria. Zum ersten Mal leider kein warmes Wasser zum duschen und es ist auch sehr eng. Dafür war die Pilgermesse mit anschließender Benediction in der Sakristei sehr schön. Der Pfarrer hat auch versprochen dafür zu beten, dass keiner schnarcht.

Freitag, 29. Juni 2007

Carrion de los Condes -Terradilla de los Templarios

Leider wurde das Gebet des Pfarrers von gestern nicht erhört - im Gegenteil. Es war das mit das Schlimmste was ich bisher erlebt habe. Um dem großen Tross etwas vorherzukommen, stelle ich den Wecker heute auf 5:45 Uhr. Es soll besonders früh rausgehen, weil die erste Teilstrecke - 17 km durch eine recht einsame Gegend geht, in der es vor allem auch kein Wasser gibt. Wenn ich das schon erledigt habe bevor die Sonne dann ganz hoch steht, wäre es schön.

Die Strecke ist dann aber nicht so schlimm wie gedacht. Es ist recht flach und rechts und links geht es durch nicht enden wollende Getreidefelder, aber das ist kein wirkliches Problem. Das Ziel ist heute ein kleiner Ort, der früher den Tempelrittern gehörte. Die Herberge ist auch wieder sehr schön und ich kann gut ausspannen. Gestern habe ich mir übrigens Magnesium und eine Salbe gegen die Tendinitis gekauft. Und eins habe ich noch vergessen: Vorgestern war schon Bergfest und heute bin ich inklusive der heutigen Etappe bereits 507 km gelaufen - die Umwege, falschen Wege usw. nicht einberechnet. ich glaube es selbst nicht und freue mich natürlich riesig, dass es so gut geht bisher. Aber nicht zu früh freuen, noch kann alles mögliche dazwischen kommen . da reicht ein winziges Steinchen, ein Insektenstich ....

Samstag, 30. Juni 2007

Terradilla de los Templarios - Bercianos del Real Camino

In der Herberge gibt es einen guten Kaffee vor dem Aufbruch. Den kann ich auch gut gebrauchen, da die Nacht sehr laut war. Das ganze Dorf hat nämlich das Fest zu Ehren des hl. Petrus die ganze Nacht begangen. Um 4:30 Uhr haben dann wahrscheinlich ein paar Kids aus Jux die Kirchenglocken für ein paar Minuten gelautet. Wenn schon mal keiner schnarcht, dann gibt es andere Dinge die einem den Schlaf rauben. Es wird Zeit, dass ich mal wieder in eine Stadt komme und ein Hotel beziehe, sonst bin ich bald nicht mehr fähig zu laufen. Ein bischen Schlaf braucht man halt. Der Weg über Sahagun und Calzada del Coto war sehr schön und nicht zu anstrengend zu laufen. Das Nest Terradilla de los Templarios ist ziemlich ausgestorben. Es gibt aber eine schöne Herberge in landestypischer Lehmziegelbauart (Adobe), die bis morgen noch von zwei Hospitaleras aus Deutschland betreut wird. Lydia und Elisabeth, beide weit jenseits der 60 sind einfach nur lieb und verleihen dem Haus eine sehr urige und herzliche Note. So ist der Rest des Abends sehr schön. Es gibt leckere Hausmannskost und Wein vom Bauern, den ich mit holen darf und natürlich verkosten kann. Um 21:30 gibt es eine Abendandacht an der auch fast alle teilnehmen (Spanier, Italiener, Franzosen, Kanadier, Ungarn, Finnen und wir Deutschen)

Sonntag, 1. Juli 2007

Bercianos del Real Camino - Mansilla de las Mulas

Die Nacht war mal wieder ein Gräuel. Zigmund ein sehr netter Ungar hat heute Nacht mal wieder ein Schnarchkonzert vom feinsten geliefert. Ich durfte seiner Aufführung schon einmal beiwohnen und zwar in Estella. Das hatte ich aber vergessen, sonst hätte ich wahrscheinlich eine andere Möglichkeit gesucht unterzukommen. Mit den Ohrstöpseln komme ich auch nicht so richtig klar. Irgendwie habe ich dann aber doch geschlafen und komme um 7:00 Uhr auch ganz gut aus den Federn bzw. aus meinem Schlafsack, der auch immer besser riecht. Muss ihn in Leon mal waschen wenn ich ihn nicht brauche. Meiner Achillessehne geht es wieder besser, dafür macht mir der Muskel am Schienbein kleine Sorgen. Das Laufen ist zwar möglich aber nur mit Schmerzen und geschwollen ist er auch. Warum tut man sich das alles eigentlich an??? Ich weiß es schon für mich und will auch auf gar keinen Fall aufgeben und gesund in Santiago ankommen. Deshalb muss ich sehen, dass ich mir eine Pause gönne. Mit Stephan aus Mainz, Walther aus Kufstein (Austria) und Beat aus Zug (Schweiz), mit den dreien bin ich seit Tagen beim Rasten und abends zusammen, will ich in Leon 2 Tage Pause machen und ein Hostal oder Hotel nehmen. Der Weg (28 km) geht fast die ganze Zeit auf einem Weg an der Straße entlang, das ist nicht so berauschend, zum Glück ist Sonntag und der Verkehr aber nicht so stark. In El Burgo Ranero (Dorf der Froesche) gibt es ein deftiges 2. Frühstück Spiegelei mit Schinken und so gestärkt geht es dann weiter nach Reliegos. Von dort sind es nur noch 6,5 km und wir machen eine längere Siesta.

Montag, 2. Juli 2007

Mansilla de las Mulas - Leon

Wolf, der deutsche Hospitalero von gestern hat uns allen einige Rätsel aufgegeben. Er wirkte anfangs etwas mürrisch, was nachher aber bei weitem nicht mehr der Fall war. Er ist 70 Jahre alt und macht das jetzt schon seit 15 Jahren dauerhaft, also nicht nur mal für 14 Tage und hat in Deutschland ganz seine Zelte abgebrochen. Dementsprechend gepflegt sieht die Herberge auch aus. Der Innenhof ist eine Pracht - 240 Pelargonien in den verschiedensten Farben blühen hier und geben dem Hof eine ganz eigene Note. Ich sagte ihm, dass meine Mutter daran ganz sicher Gefallen hätte - wer aber auch nicht? Neben dem besagten grünen Daumen hat er sich offensichtlich aber im Laufe seines Lebens auch andere Fähigkeiten zueigen gemacht. So konnte er ohne uns zu sehen anhand der Namen die Credencials (Pilgerpässe) zuordnen und hat mich obwohl in anderen Zimmern noch viel Platz war in das Zimmer zu den Schwerbehinderten gelegt, wo an dem Tag auch schon ein Mann mit Atemgerät für oder gegen seine Schlafapnoe einquartiert war. Na toll dachte ich, jetzt hab ich also heute richtig Nachtschicht. Es war rückblickend aber meine erholsamste Nacht auf dem ganzen bisherigen Camino. Alle meine Mitschläfer surrten leise vor sich hin und ich habe von 23:00 Uhr bis um 7:00 Uhr bestens durchgeschlafen. Wolf hatte mir gestern Abend nachdem er sich meine Füße angeschaut hatte auch auf den Kopf zugesagt, dass ich zu schnell laufe und in den letzten Tagen zu wenig Wasser getrunken hätte - der Mann hat Recht!!! - Verblüffend! Und noch einen guten Tipp hat er uns gegeben. Das Restaurant wo wir zu Abend essen waren, war Spitze und das Essen natürlich auch. Der Weg von Mansilla de las Mulas geht größtenteils wieder entlang der Straße - davon habe ich so langsam genug. Der Einmarsch nach Leon hat mich dann aber positiv überrascht. Ich hatte ähnlich anstrengendes erwartet wie nach Burgos rein. Aber es war nachdem wir ein paar hässliche und z.T. auch gefährlich zu passierende Einfallstraßen überquert hatten kein Problem mehr. Man war quasi sofort in der Stadt und musste nicht kilometerweit an Industriekomplexen langlaufen. Die Altstadt hat mich sofort in ihren Bann gezogen und ist von den spanischen Großstädten, nach Sevilla die Schönste.
Wir beziehen in einem Guzman-Hostal (altes spanisches Adelsgeschlecht) ein 4-Bettzimmer und nach der üblichen Reinigungsprozedur erkunden wir die Altstadt genauer. Der erste Weg führt natürlich zur Kathedrale, einem schon von außen sehr imposanten Bau im Stil der franz. Gotik des 13./14. Jh. Geplättet war ich dann allerdings vom Inneren der Kirche. Über 200 Fenster mit insgesamt 1800 qm Fläche beleuchten das Innere einmalig schön und hinterlieszen bei mir einen großen Eindruck. Wir allesamt etwas fußlahmen Pilger flanieren abends noch ein wenig durch die Gassen, essen natürlich schön und gehen dann nach Mitternacht ins Bett.

Dienstag, 3. Juli 2007

Leon

Heute ist nun also mein erster Ruhetag. Ich schlafe bis um 9:00 Uhr und bin dann in eine kleine Bar zum frühstücken gegangen. Es gibt Churros (Spritzgebaeck) mit Kaffee. Leider gab es keine Chocolata, damit schmecken die Churros nämlich am besten. Wir schauen uns dann bei anderem Licht noch einmal die Kathedrale an sowie die Basilika San Isisdoro aus dem 11.Jh. Isidoro war im 6. Jh. Bischof von Sevilla und ist DER Heilige von Leon. Tag und Nacht sind immer Menschen in der Basilika zum beten versammelt. Das Kloster San Marco, welches heute auch ein Parador-Hotel ist, sehen wir ja morgen beim rausgehen aus Leon. Also wird der Tag zum relaxen genutzt. Ein bisschen Laufen, da mal wieder einen Kaffee- zwischendurch ein Mittagsschläfchen von 15:00 bis 17:00 Uhr - und wieder sitzen und Leute beobachten. Es tauchen auch immer wieder Gesichter auf, die ich schon mal zwischendurch gesehen habe bzw. auch Leute mit denen man schon mal Kontakt hatte und wo es ein freudiges Wiedersehen gibt. Abends waren wir wieder schön Essen und um 22:00 Uhr im Kloster der Benediktinerinnen zur Komplet - danach dann noch auf einen kleinen Schlaftrunk in eine Bar. Morgen geht’s ja wieder etwas früher raus. Meiner Sehnenentzündung geht es besser, hab mir noch ein paar Ibuprofen gekauft und mit meiner Salbe, die man nur an der frischen Luft anwenden kann, ist die Sache hoffentlich bald endgültig in Griff zu bekommen. In den Herbergen ist es immer lustig zu sehen, dass fast alle humpeln, ihre Blasen behandeln oder andere Wehwehchen pflegen - wie im Rehazentrum ;-).

Mittwoch, 4. Juli 2007

Leon - Villar de Mazarife

Wir stehen kurz nach 7:00 Uhr auf, packen unsere 7 Sachen und raus geht es aus der Stadt. Natürlich nicht ohne vorher in einer Bar wieder etwas zu uns genommen zu haben. Mit leerem Magen kann man keine Hoechstleistungen vollbringen! Mein Rucksack passt mir noch, die Schuhe ebenfalls. Eigentlich laufe ich heute in meinen Boots wieder besser als gestern in meinen Sandalen, die Füße haben mehr Halt und sind gut gestützt. Nur zu eng darf ich sie nicht schnüren, sonst drückt es wieder auf die Sehne. Durch enge Gassen geht es noch mal vorbei an fast allen Sehenswürdigkeiten der wunderschönen Stadt und am Kloster San Marco findet dann noch ein kleiner Fototermin statt. Das rauslaufen aus Leon ist dann nicht ganz so prickelnd, an einem Ende muss ja nun mal die Industrie angesiedelt sein. Nach dem Ort Virgen del Camino (große Wallfahrtskirche mit weltberühmten Bronzeplastiken vor dem Portal), ca. 8 km vom Zentrum entfernt, wird es dann aber wieder schön für die restlichen 14 km Mehr wollen wir heute nicht machen - und müssen wir zum Glück ja auch nicht.
Um 16:00 Uhr ist alles erledigt. Wir haben unsere heutige Herberge bezogen, sind frisch geduscht, die Wäsche ist in der Maschine und die paar Zeilen habe ich auch schon ins Internet getippt.

Was ich gestern vergessen hatte. Kleine Kritik an Leon, wie auch vordem schon an Burgos: Eine Stadt, die Schätze des Weltkulturerbes präsentiert und es nicht hinbekommt, diese Schätze in gängigen internationalen Sprachen zu erklären sondern nur auf spanisch, ist etwas schwach. In Sevilla z. B. ist das anders. Wenn ich zurück bin werde ich das bestimmt dem span. Fremdenverkehrsamt mitteilen, als konstruktive Kritik natürlich. Alles andere ringsherum ist wirklich toll. Und ich freue mich heute nach den 2 schönen Tagen in Leon wieder in der Pampa zu sein. Es war schön, aber auch genug!!

Donnerstag, 5. Juli 2007

Villar de Mazarife - San Justo de la Vega

Pepe, so der Name des Hospitaleros, hat uns gestern Abend eine ganz leckere veget. Paella gekocht. Vorneweg gab es einen schönen Salat und dazu wie immer Wasser und Vino tinto. Wir haben noch einen schönen Sonnenuntergang in dem kargen Landstrich beobachtet und sind dann um 23:00 Uhr ins Bett. Irgendwann bin ich dann nachts aus dem Traum aufgewacht und war wie ich dachte wach. Gesehen habe ich in unserem Schlafsaal zwei Gestalten, die irgendwelchen Ritualen nachgingen. Eine Gestalt in schwarz/weiß hatte einen Kopf aus der aegypt. Mythologie und die andere praktizierte christliche Riten, ganz in weiß und mit einer Kerze. Ich schaute mir das eine Weile an und dachte sie werden schon irgendwann aufhören. - Rückblickend denke ich es war ein Traum im Traum. Es ist schon komisch, dass ich mich seit einiger Zeit wieder an Träume erinnern kann. Das kenne ich schon seit vielen Jahren nicht mehr. Aber muss es gleich so ein Blödsinn sein?

Die 30 km Weg waren heute wieder etwas fürs Gemüt. Angefangen in morgendlicher Frische ging es zwischen Mais- Kohlrüben und Getreidefeldern, vorbei an Kanälen und Flüssen durch verschiedene kleine Orte. Die Landschaft wird wieder etwas hügeliger. Das heißt natürlich auch wieder bergauf und bergab. Aber daran habe ich mich unterdessen gewöhnt.
Ein visuelles Highlight ist am Nachmittag der erste Blick auf das ca. 5 km entfernte, im Tal liegende Astorga vom Wegkreuz Santo Toritio aus.

Da wir schon 30 km gelaufen sind und uns die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in Astorga für morgen aufheben wollen, machen wir in San Justo de la Vega Stopp und beziehen in einem Hostal ein 6-Bettzimmer für uns 3, eine Albergue gibt es nicht. Walther fühlte sich nicht so und blieb schon einen Ort vorher um sich auszukurieren und uns morgen wieder einzuholen.

Am spaeten Nachmittag sitzen wir noch ein wenig in einer sich an der Hauptstraße befindlichen Bars. Die Leute hier sind besonders nett, das fällt auf und fast jeder grüßt herzlich und sagt oft auch noch ein paar nette Worte.

Niedlich ist in dem Örtchen die Uhr des Rathauses. Das winzige Rathaus hat eine große Uhr. Das Schlagwerk ist an einen Lautsprecher gekoppelt und hört sich an wie eine Wohnzimmeruhr aus guten alten Zeiten. Ähnliches, nur noch abgefahrener hatte ich in Rabe de la Calzada ja schon gehört. Dort war es nur der Westminstergong, der größenwahnsinnig die Zeit der Dorfkirche hörbar machte. Aber wirklich interessant sind die Doppelschlagwerke verschiedener Kirchturmuhren. Sie schlagen die Stunde und kurze Zeit danach noch einmal zur Wiederholung für Spätzünder. Praktisch!

Freitag, 6. Juli 2007

San Justo de la Vega - Rabanal del Camino

Das Einschlafen im Hostal an der vielbefahrenen N-120 faellt etwas schwer. Dazu kommt, dass die Nächte jetzt auch immer wärmer werden. Um 7:00 Uhr trinken wir in der Bar von gestern Abend unseren Morgenkaffee und die Senora ist nicht nur ausgesprochen freundlich, sondern hier werden wir direkt und ausdrücklich als Peregrino angesprochen: Guten Morgen Peregrino, Guten Appetit Peregrino, Guten Weg Peregrino! Ja hier ist man wer als Pilger - irgendwie klingst lustig, ehrt uns aber auch, da es ernst und herzlich gemeint ist.

Auf einem kleinen Feldweg kommen wir nach einer guten halben Stunde nach Astorga, die ganze Zeit die Kathedrale und den Bischofspalast, den Antonio Gaudi um die Jahrhundertwende zum 20.Jh. für seinen Onkel gebaut hat, im Blick. Die Stadt erwacht gerade wieder zum Leben und neue Ware wird überall in die Geschäfte geschleppt sowie der letzte Müll von gestern beseitigt, bevor die Tische und Stühle der vielen kleinen Lokale wieder auf die Plazas gestellt werden. Die Spanier schmeißen ja alles runter, egal ob Servietten, Zigaretten oder was auch immer. Dementsprechend chaotisch sieht es dann mitunter auf den Plätzen und in den Bars auch aus. Zart besaitete Typen kriegen dann schon eine Krise, ich finde es aber nicht schlimm und irgendwie auch ehrlicher als das heimliche Weggeschmeiße zu Hause. Hier kann man sein Zeug offiziell fallen lassen- keiner findet etwas dabei - und es wird dann später sauber gemacht. Mir entspricht das.

Nach Astorga verändert sich die Landschaft drastisch. Die Maragateria ist ein hügeliger Landstrich, der recht unfruchtbar ist, so dass die hier lebenden Menschen nicht von der Landwirtschaft allein leben können. Sie sind von der Herkunft wahrscheinlich eine fruehmittelalterliche Fusion aus maurischen und gotisch-romanischen Volksgruppen. Die auffaelligste Tradition sind die durchbrochenen Kirchtürme. Durch Orte mit so wohlkingenden Namen wie Muriasde Rechivaldo und Santa Catalina de Somoza kommen wir dann nach Rabanal del Camino. Dieses hübsche Bergdorf hat mehrere Herbergen. Wir entscheiden uns für das Refugio Gaucelmo gegenueber der kleinen Dorfkirche. Um 19:00 Uhr zur Vesper und um 21:30 Uhr zur Komplet wird herzlich eingeladen. Drei junge Benediktinermöche unterhalten hier noch nicht allzu lange eine Außenstelle der Benediktinerabtei St. Ottilien bei München und singen nach gregorianischem Ritus die Stundengebete auf Latein. Wir beeilen uns und sind um 19:00 Uhr frischgemacht zur Vesper in der Kirche. Danach geht es in ein schönes Kellergewölbe in eins der Lokale zum Abendessen.

Samstag, 7. Juli 2007

Rabanal del Camino - El Acebo

Bei dem amerikanischen Hospitalero in der Herberge gab es noch ein schönes Frühstück. Alles war wieder auf Spendenbasis. Gegen 8:00 Uhr sind wir dann losgelaufen um das Märchen von den wilden Hunden von Foncebadon live zu erleben. So war es dann auch. Der Ort ist ja seit einigen Jahren nicht mehr verlassen und damit sind auch die wilden Hunde weg. Wir machen hier eine kurze Rast und weiter geht es zum zweithöchsten Punkt des Camino mit 1517 m. Vom höchsten Punkt bin ich gestartet -der Somport-Pass hat eine Höhe von 1520m. Auf einem Pass der Montes-Leon in Hoehe von 1504m steht das bekannte Cruz de Ferro (Eisenkreuz). Dies ist einer der charakteristischsten Punkte des ganzen Camino. Ueber einem gewaltigen Steinhaufen erhebt sich ein 5 Meter hoher Eichenstamm, dessen Spìtze das Cruz de Ferro trägt. Jeder Pilger legt hier einen von zu Hause mitgebrachten Stein ab, symbolisch für die Sorgen die er hierlässt. Diese Tradition soll schon vor der Romanisierung existiert haben und von christlichen Pilgern im Mittelalter übernommen worden sein. Auf jeden Fall ist es ein schöner Brauch und ein ebenfalls beeindruckendes Gefühl an diesem Ort zu sein. Und nun liegt also mein 130g schwerer Kiesel von meinem Lieblingsstrand "Öli Denize" mitten in Spanien. Die dann folgende Etappe nach El Acebo ist wunderschön und was den supersteilen Abstieg zum Schluss anbelangt auch sehr beschwerlich. Die Montes Leon, welche die Maragateria von der Landschaft des Bierzo trennen sind schon ein recht ansehnliches Massiv. Eine Hürde habe ich dann noch zu nehmen, nämlich den Pass, der dann wiederum den Bierzo von Galicien trennt- eh der Weg dann nur noch schön wird. Aber es ist eh alles relativ. Die Meseta, die als so trostlos und schrecklich beschrieben war, habe ich ja auch als sehr schön und nicht anstrengend empfunden. Wie gesagt, der Abstieg in das wunderschön gelegene Dorf strengt ziemlich an, so dass wir beschließen hier zu bleiben. Außerdem ist Wochenende und wir haben ja auch noch genügend Zeit und belassen es heute bei den 16 km. Also gibt es erstmal schön was zum Mittag, bevor ich mein Lager aufschlage und wie jeden Tag ......... Das einschlafen fällt mir schwer, bin ich unterfordert? Auf jeden Fall gehe ich um 0:45 Uhr noch mal in den Garten und rauche eine Zigarette und anschließend letzter Toilettengang. Leider muss in der Zeit jemand die Tür zur Albergue zugemacht haben, und ich stand draußen. Laut rufen damit jemand von innen aufmacht wollte ich nicht. Also blieb mir nur in Unterhose bekleidet in das Lokal zu gehen, wo unterdessen die Belegschaft des Familienbetriebes mit der ganzen Sippe speiste und darum zu bitten mich reinzulassen. Die Lacher hatte ich natürlich auf meiner Seite

Sonntag, 8. Juli 2007

El Acebo - Ponferrada

Frühstück gibt es in der Bar im Hause. Dabei läuft eine Live-Übertragung des Stiertreibens zu San Fermin aus Pamplona. Das schauen wir uns erst noch an, bevor wir uns auf den Weg machen. Der Weg ist dann recht hügelig und einige anspruchsvolle Auf- und Abstiege bringen mich dann in das idyllische Molinaseca, wo ich eine gute halbe Stunde raste. Das Flüsschen Boeza ist hier angestaut und es kann gebadet werden, was einige Halbwuechsige auch lautstark tun. Weiter geht es dann erst entlang der Straße, dann über Feldwege durch das Dorfchen Campo nach Ponferrada. Ponferrada ist seit dem Mittelalter ein wichtiger Punkt auf dem Jakobsweg. Sehr schön am Rande der Stadt gelegen die Templerburg aus dem 12./13. Jh., ein beeindruckendes Zeichen mittelalterlicher Militärbaukunst Spaniens. In der Stadt ist richtiger Trubel, es sind überall Zelte aufgebaut und es finden allerhand unterhaltsame Sachen statt. Viele Menschen flanieren hübsch gemacht durch Gassen und über Plätze. Wir trinken erstmal nur eine Kleinigkeit um dann erstmal Quartier zu beziehen und unseren täglichen Pflichten nachzugehen. Gegen 18:00 Uhr wollen wirt uns dann ein wenig ins Getümmel stuerzen und die sehenswerten Dinge der Stadt erkunden. Nach der gestrigen Ruhe stellt die Stadt wieder einen ziemlichen Kontrast dar. Sie ist mit ihren 62000 Ew. aber die letzte groeszere Stadt vor Santiago, welches wir in ca. 10-11 Tagen erreichen wollen.

Unterkunft haben wir heute in der Herberge "Nikolaus von der Fluee", welche von einem wohlhabenden Schweizer gestiftet wurde. 210 Personen haben in kleineren Zimmern Platz, alles ist sehr gut ausgestattet und hübsch.

Auf dem Camino wird es jetzt auch immer voller. Sehr viele Pilger sind erst in Leon eingestiegen. Bislang gab es für uns noch keine Probleme mit der Unterkunft, ich hoffe es bleibt so. Auf keinen Fall möchte ich jetzt aber hektisch werden und einem Bett hinterher laufen.

Allerdings habe ich mir nach der Aufklärung durch Wolf aus Mansanilla de las Mulas das drauszen schlafen aus dem Kopf geschlagen. Wo Schafe geweidet haben - das ist hier fast ueberall - gibt es auch Wanzen. Durch diesen Übertragungsweg gab es letztes Jahr fast in allen Herbergen entlang des Camino eine Wanzenplage. Auch in diesem Jahr heben wir Pilger mit Wanzenstichen oder -bissen (?) gesehen. Muss ich nicht haben. Bis jetzt hat mich nicht mal ein Floh bebissen, das kann ruhig so bleiben!

Auf jeden Fall wird sich schon immer ein Bett finden. Die Gelassenheit hat sich in mir breit gemacht und tut auch sehr gut.

Was ich schon lange anmerken wollte: Seht mir bitte Orthographie und irgendwelche anderen Fehler nach. Die Internetplätze sind hier oft rar, es sitzen zehn Leute hinter einem und man hat nie die nötige Ruhe zum schreiben. Ich hoffe ihr könnt aber immer erraten was ich meine ;-)

Montag, 9. Juli 2007

Ponferrada - Villafranca del Bierzo

Heute klingelt der Wecker schon um 6:15 Uhr. Ich möchte endlich mal wieder richtig ausschlafen! Aber es bedarf keiner großen Anstrengungen mich zu motivieren. Ich bin motiviert und freue mich schon wieder auf den Weg. Gott sei Dank hatten wir bis jetzt fast nur schönes Wetter, wenn man von dem einen Regentag mal absieht. Wie es anderenfalls mit meiner Motivation aussehen würde weiß ich nicht ganz genau. ich kann mir aber auch vorstellen, dass ich nach 2 Regenwochen abgebrochen hätte.

In Galicien soll es ja öfter mal regnen und wir sehen seit Tagen ja auch die riesigen Wolken, die sich über dem Gebirge, welches uns von der letzten Provinz Spaniens durch die wir laufen noch trennen und nicht rüber kommen. Der Weg von Ponferrada, der Name heißt eisenverstärkte Holzbrücke, führt uns durch eine vertraute Landschaft. Hügelige Weinfelder, vor uns immer das besagte Bergmassiv, welches wir bald überqueren werden. Kein Autolärm, nur das Gezwitscher der vielen Vögel - so macht das pilgern Spaß.

In Camponarraya machen wir eine Frühstückspause. Es gibt... Na was wohl? Natürlich Bocadillo con Jamon y Queso. Übergegessen habe ich es mir noch nicht. Ich werde zu hause auch mal dazu übergehen auf Butter zu verzichten und Olivenöl aufs Brot zu träufeln, es schmeckt einfach gut. Nach 16 km kommen wir nach Cacabelos, einem kleinen geschäftigen Städtchen. Im Supermarkt holen wir uns Obst und kalte Getränke und ab geht es auf die Wiese im Stadtpark zur Siesta und schnell die Schuhe und Strümpfe aus. Die schreien in solchen Momentan dann immer laut Hurra. Manchmal denke ich was man ihnen Tag für Tag so antut. Der Mensch von heute ist doch eigentlich schon soweit degeneriert was das fortbewegen anbelangt, dass solche Strecken zur Tortur werden können. Umso dankbarer bin ich, dass ich trotz kleinerer Probleme bislang so gut vorankomme und es mir viel Spaß macht und ich so viel Zeit zum nachdenken habe. Die letzten 7 km, ebenfalls in sehr schöner Weinberglandschaft ziehen sich noch mal etwas in die Länge, da es ständig hoch und runter geht. Wir entscheiden uns für die Gemeindeherberge. Die Alternative, eine private Herberge mit familiärer Betreuung soll etwas schmuddelig sein. Dass das alles relativ zu sehen und abhängig von sehr vielen subjektiven Faktoren ist wissen wir mittlerweile. Aber für eine müssen wir uns ja entscheiden.

In Villafranca erhalten seit dem Mittelalter und bis auf den heutigen Tag all die Pilger die sog. "Gnadencompostela" wenn sie aus gesundheitlichen Gründen den Weg nach Santiago nicht mehr fortsetzen können.

Dienstag, 10. Juli 2007

Villafranca del Bierzo - La Faba

Die ersten machen heute früh schon um 5 Uhr Krach. Das ist irgendwie ein bisschen asozial, denn man könnte es auch leiser gestalten indem man seinen Rucksack mit vor die Tür nimmt und nicht dort rumraschelt wo alle schlafen.

Um kurz nach 7 Uhr sind wir dann auch aus der Herberge draußen und steuern auf den Stadtrand zu. Die Bars haben hier noch nicht geöffnet, so dass wir heute mal mit leerem Magen ohne Kaffee starten müssen. Ichn entdecke dann eine Bar in der schon geputzt wird und die Señora lässt uns dann auch wirklich für einen Kaffee und ein Croissant hinein - macht aber nach uns gleich wieder zu. So haben wir dann doch noch bei einem Frühstück einen sehr schönen Panoramablick auf die Stadt.

Wir laufen heute getrennt. Walther und Stefan den steilen Weg, ich an der Straße. Lieber wäre ich auch über den Berg gegangen, zumal das an der Straße laufen wenn es eine Altwernative gibt nicht mein Fall ist. Aber den Abstieg wollte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht riskieren. Eine, wenn nicht gar die schwerste Prüfung steht uns in morgen und übermorgen nämlich bevor....

Mittwoch, 11. Juli 2007

La Faba - Triacastela

Donnerstag, 12. Juli 2007

Triacastela - Sarria

Freitag, 13. Juli 2007

Sarria - Portomarin

Samstag, 14. Juli 2007

Portomarin - Palas de Rei

Sonntag, 15. Juli 2007

Palas de Rei - Azura

Montag, 16. Juli 2007

Azura - Arco Pedrouzo

Dienstag, 17. Juli 2007

Arco Pedrouzo - Santiago de Compostela