Freitag, 22. Juni 2007

Azofra - Redecilla del camino

Es waren definitiv ein paar Gläschen zuviel gestern, aber als Roland mich um 7:30 Uhr weckt, bin ich topfit. Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück mit Tee und Ei und Toast. Und alles auf Spendenbasis. Jeder gibt was es ihm wert ist. Um 8:45 bin ich bei blauem Himmel aber einer kühlen Brise wieder unterwegs. Das erste Teilstück führt mich heute nach Santo Domingo de la Calzada, dem Ort mit der Legende des berühmten Hühnerwunders, das ich hier verkürzt wiedergebe:

Ein Bursche, der mit seinen Eltern nach Compostela pilgerte, wies anscheinend das Werben einer der Mägde des Gasthofes, in dem er Rast machte, zurück. Aus Rache versteckte diese in seinem Gepäck einen silbernen Becher und klagte ihn des Diebstahl an. Der Richter verurteilte den Unschuldigen zur Todesstrafe durch Erhängen.

Seine Eltern zogen weiter zum Grab des Apostels. Bei ihrer Rückkehr hielten sie vor dem Henkerspfahl an und stellten fest, dass ihr Sohn noch lebte und gesund war. Sogleich benachrichtigten sie den Landrichter, der sich gerade an den Tisch setzen und ein leckeres Gericht, bestehend aus einem Hahn und einem Huhn, verzehren wollte.

Ungläubig rief er aus, dass die Federtiere auf seinem Teller Krähen würden, wenn der Bursche noch lebendig wäre. Und das geschah tatsächlich! "In Santo Domingo de la Calzada krähte das Huhn, nachdem es gebraten war". Seitdem sind zur Erinnerung an jenes Wunder in der Kathedrale ein Hahn und ein Huhn mit weißen Federn zu sehen.

Der Weg nach Santo Domingo war landschaftlich toll. Die Weinberge werden weniger, das Land in der Weite etwas flacher und von einer Bergkette umsäumt. Wunderschöne Felder mit verschiedenen Anbaukulturen und immer wieder dicken Tupfen oder Reihen von Klatschmohn dazwischen, machen die Landschaft zum Hingucker - total schön!!!

In Sto. Domingo gibt es erst mal ein Bocadillo und was kaltes zum trinken, die Kathedrale mit den Hühnern ist schnell angeschaut und ich mache mich wieder auf den Weg. Nicht aber ohne im Hotel Parador - einem span. Spitzenhotel, welches sich im alten Hospiz des Domingo befindet, das direkt neben der Kathedrale steht, einen Cafe con leche getrunken zu haben. Es stört niemanden, dass ich durchgeschwitzt mit meinen Boots und Rucksack und Stöcken da reinmarschiere, So muss das sein!

Letzte Etappe dann über Granon nach Redecilla del Camino. Dort gibt es auch eine kleine Herberge direkt neben der Kirche. Ich will sehen, dass ich etwas neben dem Strom schwimme, die riesigen Hütten meide und damit auch die lauten Leute - auf die ich keinen Bock habe.

Kurz vor Redecilla habe ich übrigens auch La Rioja schon wieder verlassen und bin jetzt in Kastilien/Leon