Montag, 2. Juli 2007

Mansilla de las Mulas - Leon

Wolf, der deutsche Hospitalero von gestern hat uns allen einige Rätsel aufgegeben. Er wirkte anfangs etwas mürrisch, was nachher aber bei weitem nicht mehr der Fall war. Er ist 70 Jahre alt und macht das jetzt schon seit 15 Jahren dauerhaft, also nicht nur mal für 14 Tage und hat in Deutschland ganz seine Zelte abgebrochen. Dementsprechend gepflegt sieht die Herberge auch aus. Der Innenhof ist eine Pracht - 240 Pelargonien in den verschiedensten Farben blühen hier und geben dem Hof eine ganz eigene Note. Ich sagte ihm, dass meine Mutter daran ganz sicher Gefallen hätte - wer aber auch nicht? Neben dem besagten grünen Daumen hat er sich offensichtlich aber im Laufe seines Lebens auch andere Fähigkeiten zueigen gemacht. So konnte er ohne uns zu sehen anhand der Namen die Credencials (Pilgerpässe) zuordnen und hat mich obwohl in anderen Zimmern noch viel Platz war in das Zimmer zu den Schwerbehinderten gelegt, wo an dem Tag auch schon ein Mann mit Atemgerät für oder gegen seine Schlafapnoe einquartiert war. Na toll dachte ich, jetzt hab ich also heute richtig Nachtschicht. Es war rückblickend aber meine erholsamste Nacht auf dem ganzen bisherigen Camino. Alle meine Mitschläfer surrten leise vor sich hin und ich habe von 23:00 Uhr bis um 7:00 Uhr bestens durchgeschlafen. Wolf hatte mir gestern Abend nachdem er sich meine Füße angeschaut hatte auch auf den Kopf zugesagt, dass ich zu schnell laufe und in den letzten Tagen zu wenig Wasser getrunken hätte - der Mann hat Recht!!! - Verblüffend! Und noch einen guten Tipp hat er uns gegeben. Das Restaurant wo wir zu Abend essen waren, war Spitze und das Essen natürlich auch. Der Weg von Mansilla de las Mulas geht größtenteils wieder entlang der Straße - davon habe ich so langsam genug. Der Einmarsch nach Leon hat mich dann aber positiv überrascht. Ich hatte ähnlich anstrengendes erwartet wie nach Burgos rein. Aber es war nachdem wir ein paar hässliche und z.T. auch gefährlich zu passierende Einfallstraßen überquert hatten kein Problem mehr. Man war quasi sofort in der Stadt und musste nicht kilometerweit an Industriekomplexen langlaufen. Die Altstadt hat mich sofort in ihren Bann gezogen und ist von den spanischen Großstädten, nach Sevilla die Schönste.
Wir beziehen in einem Guzman-Hostal (altes spanisches Adelsgeschlecht) ein 4-Bettzimmer und nach der üblichen Reinigungsprozedur erkunden wir die Altstadt genauer. Der erste Weg führt natürlich zur Kathedrale, einem schon von außen sehr imposanten Bau im Stil der franz. Gotik des 13./14. Jh. Geplättet war ich dann allerdings vom Inneren der Kirche. Über 200 Fenster mit insgesamt 1800 qm Fläche beleuchten das Innere einmalig schön und hinterlieszen bei mir einen großen Eindruck. Wir allesamt etwas fußlahmen Pilger flanieren abends noch ein wenig durch die Gassen, essen natürlich schön und gehen dann nach Mitternacht ins Bett.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Stefan
Tempo runter! Wo bleiben die Ruhetage? Alle Reiseberichte die wir kennen, schreiben dass Touren über 30 Kilometer mit Gepäck von mehr als einem Zehntel des Körpergewichts, sich am Fahrwek rächen.
Wir bleiben am "Ball" und lauschen deinen Berichten (mit etwas Neid)

Gruß aus dem veregneten Süden Deutschlands

Michael und Adele