Freitag, 6. Juli 2007

San Justo de la Vega - Rabanal del Camino

Das Einschlafen im Hostal an der vielbefahrenen N-120 faellt etwas schwer. Dazu kommt, dass die Nächte jetzt auch immer wärmer werden. Um 7:00 Uhr trinken wir in der Bar von gestern Abend unseren Morgenkaffee und die Senora ist nicht nur ausgesprochen freundlich, sondern hier werden wir direkt und ausdrücklich als Peregrino angesprochen: Guten Morgen Peregrino, Guten Appetit Peregrino, Guten Weg Peregrino! Ja hier ist man wer als Pilger - irgendwie klingst lustig, ehrt uns aber auch, da es ernst und herzlich gemeint ist.

Auf einem kleinen Feldweg kommen wir nach einer guten halben Stunde nach Astorga, die ganze Zeit die Kathedrale und den Bischofspalast, den Antonio Gaudi um die Jahrhundertwende zum 20.Jh. für seinen Onkel gebaut hat, im Blick. Die Stadt erwacht gerade wieder zum Leben und neue Ware wird überall in die Geschäfte geschleppt sowie der letzte Müll von gestern beseitigt, bevor die Tische und Stühle der vielen kleinen Lokale wieder auf die Plazas gestellt werden. Die Spanier schmeißen ja alles runter, egal ob Servietten, Zigaretten oder was auch immer. Dementsprechend chaotisch sieht es dann mitunter auf den Plätzen und in den Bars auch aus.
Zart besaitete Typen kriegen dann schon eine Krise, ich finde es aber nicht schlimm und irgendwie auch ehrlicher als das heimliche Weggeschmeiße zu Hause. Hier kann man sein Zeug offiziell fallen lassen- keiner findet etwas dabei - und es wird dann später sauber gemacht. Mir entspricht das.

Nach Astorga verändert sich die Landschaft drastisch. Die Maragateria ist ein hügeliger Landstrich, der recht unfruchtbar ist, so dass die hier lebenden Menschen nicht von der Landwirtschaft allein leben können. Sie sind von der Herkunft wahrscheinlich eine fruehmittelalterliche Fusion aus maurischen und gotisch-romanischen Volksgruppen. Die auffaelligste Tradition sind die durchbrochenen Kirchtürme. Durch Orte mit so wohlkingenden Namen wie Muriasde Rechivaldo und Santa Catalina de Somoza kommen wir dann nach Rabanal del Camino. Dieses hübsche Bergdorf hat mehrere Herbergen. Wir entscheiden uns für das Refugio Gaucelmo gegenueber der kleinen Dorfkirche. Um 19:00 Uhr zur Vesper und um 21:30 Uhr zur Komplet wird herzlich eingeladen. Drei junge Benediktinermöche unterhalten hier noch nicht allzu lange eine Außenstelle der Benediktinerabtei St. Ottilien bei München und singen nach gregorianischem Ritus die Stundengebete auf Latein. Wir beeilen uns und sind um 19:00 Uhr frischgemacht zur Vesper in der Kirche. Danach geht es in ein schönes Kellergewölbe in eins der Lokale zum Abendessen.

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